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Engagieren wir uns für Antirassismus

Vermischtes

Artikel von Sylke am 19. Juni 2020

Die versierte Wortjongleurin mit Berliner Schnäuzchen bloggt seit vielen Jahren – am liebsten zu den Themen Nachhaltigkeit, Feminismus und New Work.

Black Lives Matter

Black lives matter! Wir wollen uns antirassistisch engagieren. Mit Herz und Hirn, aber auch mit Geld. Am 25.06.2020 ist wieder Spendenkauf in unserem Onlineshop – diesmal zugunsten des EACH ONE TEACH ONE (EOTO) e.V., einem Schwarzen Bildungs- und Empowerment-Projekt in Berlin.

Schock, Trauer, Wut, Ohnmacht, Scham, Empathie für Betroffene und Hinterbliebene  – der gewaltsame Tod von George Floyd hat in unserem Team viele Emotionen erzeugt. Einige von uns haben ihre Solidarität auf Demos gezeigt, andere haben sich in sozialen Netzwerken und bei politischen Kampagnen engagiert. Und zusätzlich haben wir versucht, mehr zu lernen – mehr über strukturellen Rassismus und unsere persönliche Rolle in diesem System.

“If you’re neutral in situations of injustice, you’ve chosen the side of the oppressor.”

Desmond Tutu

Open your heart

Wir sind ein kleines Berliner Unternehmen mit mehrheitlich Weißen Mitarbeiter*innen. Wir sind Fans und Verfechter*innen einer tier- und menschenfreundlichen Gesellschaft, voller Solidarität, Humanität und Empathie. Wir engagieren uns in aller Welt für Gemeinwohlökonomie, Gleichberechtigung, Fairness und positionieren uns klar gegen Gewalt. Rassismus? Den lehnen wir entschieden ab! Und reicht das schon als Haltung?

Denn hier geht es um komplexe Strukturen, um geschichtliche Zusammenhänge und ganz viel auch um Emotionen. Schon beim Wort Rassismus stellen sich uns die Haare auf und reflexartige Abwehr setzt ein. Das ist natürlich erstmal eine gute Reaktion – in echt aber wenig hilfreich. Denn getan ist damit noch nichts.

Um unsere Ansprüche an eine offene, demokratische, empathische und faire Welt selbst zu erfüllen, wollen wir uns als rassismuskritische Weiße mehr mit unserer Rolle im strukturellen Rassismus auseinandersetzen.

Wir wollen antirassistisch denken, sprechen und handeln lernen. Dafür braucht’s aber ein bisschen Vorarbeit. Denn dafür müssen wir von Rassismus Betroffenen wirklich zuhören, sie ausreden lassen, ohne direkt zu vergleichen und relativieren. Wir wollen strukturelle Zusammenhänge auch bei uns erkennen und nicht nur Erfahrungsberichte konsumieren. Wir wollen Wissen über Rassismus erlangen und die Abwehrreaktion danach bewusst wahrnehmen. Und schließlich wollen wir unser Verhalten, unsere Sprache, unser selbst reflektieren lernen. Uns auch verletzlich machen, wie das nun mal geschieht, wenn man sein Herz wirklich öffnet.

Open your mind

Also, Ärmel hoch und ran an die Arbeit. Wir empfehlen zum Einstieg an dieser Stelle zwei wirklich großartige (Hör-)Bücher:

Exit Racism von Tupoka Ogette
auch z.B. auf spotify als Hörbuch

Klappentext:
Obwohl Rassismus in alles Bereichen der deutschen Gesellschaft wirkt, ist es nicht leicht, über ihn zu sprechen. Keiner möchte rassistisch sein, und viele Menschen scheuen sich vor dem Begriff.

Das Buch begleitet die Leser*innen bei ihrer mitunter ersten Auseinandersetzung mit Rassismus und dies ohne erhobenen Zeigefinger. Vielmehr werden die Leser*innen auf eine rassismuskritische Reise mitgenommen, in deren Verlauf sie nicht nur konkretes Wissen über die Geschichte des Rassismus und dessen Wirkungsweisen erhalten, sondern auch Unterstützung in der emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema.

“Mein Ziel ist es, dass die Leute nicht mit Scham oder Schuld aus unseren Antirassismus Workshops herausgehen, sondern mit einem Gefühl der Verantwortung. Wir alle können nichts für die Welt in die wir hineingeboren wurden. Aber jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und diese Welt mit gestalten.”

Tupoka Ogette

Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen – aber wissen sollten von Alice Hasters
auch z.B. auf spotify als Hörbuch

Verlagstext:
Warum ist es eigentlich so schwer, über Rassismus zu sprechen?

„Darf ich mal deine Haare anfassen?“, „Kannst du Sonnenbrand bekommen?“, „Wo kommst du her?“ Wer BPoC* solche Fragen stellt, meint es meist nicht böse. Aber dennoch: Sie sind rassistisch. Warum, das wollen weiße Menschen oft nicht hören.
Alice Hasters erklärt es trotzdem. Eindringlich und geduldig beschreibt sie, wie Rassismus ihren Alltag als Schwarze Frau in Deutschland prägt. Dabei wird klar: Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft. Und sich mit dem eigenen Rassismus zu konfrontieren, ist im ersten Moment schmerzhaft, aber der einzige Weg, ihn zu überwinden.

* Die Bezeichnungen
PoC = Singular: Person of Color / Plural: People of Color
BPoC = Black and People of Color
BIPoC = Black, Indigenous and People of Color
oder „Schwarze Person“ (immer mit großem S)
sind gängige favorisierte Selbstbezeichnungen von Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Sie sollen rassistischen und kolonialen Wortschöpfungen eine Alternative entgegensetzen.
In diesem Text werden Weiß und Schwarz groß geschrieben, weil sie hier nicht als Farbbeschreibungen dienen, sondern als politische und soziale Konstruktionen.

Weiter unten findet ihr noch weitere Mindopener zum Thema Black Lives Matter und Antirassismus.

Open your wallet

Wir wollen auch konkret antirassistische Projekte unterstützen – nicht nur mit warmen Worten, sondern direkt mit barer Münze. Jawohl! Obwohl eigentlich eine Spendenaktion gegen das weltweite Korallensterben geplant war, haben wir im Team einstimmig beschlossen, uns eindeutig zu positionieren und ein klares Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Gerade jetzt.

Wir spenden 100% unseres Umsatzes im i+m Onlineshop am Donnerstag, den 25.06.20 an den EACH ONE TEACH ONE (EOTO) e.V.

einem Schwarzen Bildungs- und Empowerment-Projekt in Berlin. Mindestens die Hälfte der so generierten Spenden wird EOTO solidarisch in Form eines niedrigschwelligen Fonds an andere Community-Organisationen und -Initiativen weiterreichen. Großartig.

Wie die eine oder der andere vielleicht schon weiß, spenden wir als gemeinwohlorientiertes Unternehmen immer ein Viertel unserer Jahresgewinne an öko-faire Projekte.
An besagtem Donnerstag bietet sich DIE Gelegenheit, Selbstpflege mit politischem Anspruch zu verbinden – mit einem einzigen i+m Einkauf.
(Und keine Sorge, für das Korallenschutzprojekt spenden wir noch zusätzlich.)

+++ Kurzer Nachtrag vom 26.06.2020 +++

Dank Eures solidarischen Shoppingeinsatzes ist die unfassbare Summe von 7.644,– € zusammengekommen, die wir nun an EOTO spenden können. Wir sind überwältigt von Eurem Engagement und freuen uns, dass wir dank Euch EOTO dabei unterstützen können, die Gleichberechtigung von People of Colour hier vor Ort zu fördern. Ihr seid der Hammer!

+++ Kurzer Nachtrag Ende +++

Der Name Each One Teach One wurde im Kontext Schwarzer-, rassismuskritischer Widerstandsbewegungen geprägt. Er verweist auf den Mangel an Zugängen zu formaler Bildung in der Zeit der Versklavung und des Kolonialismus und die Notwendigkeit, Wissen innerhalb Schwarzer Familien und Gemeinschaften weiterzugeben. EOTO e.V. ist ein Community-basiertes Bildungs- und Empowerment-Projekt in Berlin bestehend aus einem intergenerationalen Team von Schwarzen, afrikanischen und afrikanisch-diasporischen Menschen. Im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! ist EOTO e.V. in der Strukturentwicklung zum Bundeszentralen Träger für Rassismusprävention und Empowerment Schwarzer Menschen aktiv. Ein wichtiges Ziel von EOTO e.V. ist es, Schwarze Jugendliche zu empowern. In der Black Diaspora School (BDS) können sie einander beispielsweise treffen und gemeinsam für die Schule lernen – doch vor allem all das, was sie in der Schule (noch) nicht lernen können. Zudem bietet EOTO e.V. Beratung für Schwarze, Afrikanische und Afrodiasporische Menschen in Berlin in allen Fällen von Diskriminierung an.

Black Lives Matter

Desweiteren legen wir Euch noch weitere Quellen für noch mehr Literaturtipps, Spendenziele und unterstützenswerte Kampagnen ans Herz:

Weiterführende Info-Materialien zu Tupoka Ogettes „Exit Racism“ -> https://www.exitracism.de/materialien.html

Infos, Spendenziele und Eventtipps von Black Lives Matter Berlin -> http://www.blacklivesmatterberlin.de/georgefloyd-and-actionable/

Leseliste mit Empfehlungen zur antirassistsischen Weiterbildung -> Jenni Marr aka Mehr als Grünzeug

Weitere Spendenziele bzw. unterstützenswerte Organisationen -> https://www.thisisjanewayne.com/news/2020/06/03/so-koennt-ihr-euch-mit-spenden-gegen-rassismus-engagieren/

Materialien für rassismus- und herrschaftskritisches Denken und Handeln -> https://www.mangoes-and-bullets.org/

EOTOs Bibliothek für Recherche zu afrodiasporischer Literatur, Philosophie und Kultur -> https://www.eoto-archiv.de/literatur/

Hintergrundwissen zum Begriff Rassismus -> https://www.tagesschau.de/faktenfinder/hintergrund/rassismus-113.html

Diese Aufzählung ist natürlich absolut unvollständig und darf sehr gern von Euch in den Kommentaren ergänzt werden, gern auch um Events, Petitionen, Filmtipps, Podcasts, Dokus, Musik, …

Persönlicher Nachschlag

Struktureller Rassismus betrifft und umgibt uns alle – und prägt uns von Kindheit an. Es gibt also für jede*n persönlich noch einiges zu tun, um die bestehenden Verhältnisse zum Positiven zu verändern. Auch für uns als Unternehmen und Team gibt es viele Denkanstöße und Handlungsideen zum Thema Antirassismus, die ich persönlich als Feedback zu diesem Blogartikel erhalten habe und an dieser Stelle nun gern weitergeben möchte.

Oben schrieb ich, wir seien ein mehrheitlich weißes Team. Als i+m Team können wir hinterfragen, wieso das so ist? Und ob das so bleiben soll? Wie können wir beispielsweise ganz gezielt auch POC ansprechen in unseren zukünftigen Stellenangeboten?

i+m engagiert sich in Afrika und hat auf Initiative von und mit Beatrice Chama† aus Sambia dort 2014 ein Frauenhaus aufgebaut. Darüber berichten wir natürlich transparent und regelmäßig. Wollen wir unser Engagement in Sambia noch freier von white saviourism (white saviours = weiße Retter) kommunizieren? Wollen wir uns dazu beispielsweise beraten lassen? Und mehr über die koloniale Geschichte Sambias und über Gründe für die dort herrschende Armut berichten und aufklären auf unserer Seite?

Und last, but not least. Wollen wir als i+m Team einen Workshop zum Thema Alltagrassismus machen, der uns als Unternehmen und in der persönlichen Entwicklung weiterbringen würde?
Diese Fragen und noch viel mehr können wir in unserem wunderbaren Unternehmen glücklicherweise laut stellen und frei darauf antworten. Also sprechen wir darüber und hören wir zu und engagieren wir uns immer weiter aktiv für Antirassismus.

Photo by Clay Banks on Unsplash

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2 Kommentare zu “Engagieren wir uns für Antirassismus”

  1. Niklas

    Super Aktion. Direkt erstmal geshoppt!

    Antworten

    • Julia

      Hallo Niklas,

      das ist ja toll. Danke unseren famosen Kunden wie Dir konnten wir 7.644,08€ für das Integrationsprojekt EOTO spenden.

      Alles Liebe aus Berlin,
      Julia von i+m NATURKOSMETIK

      Antworten

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