icon-arrow

Was macht das Palmöl im Duschgel?

Nachhaltigkeit, Vermischtes

Artikel von Juliane am 8. Juli 2021

Lässt Worte über das Papier schweben und steuert für i+m charmante Wortkreationen in Produkt- und Onlinetexten bei. Mal fluffig, mal seriös.

Palmöl Plantage Luftaufnahme

Die Palmöl-Frage wird uns immer wieder gestellt. Um keine Antwort verlegen, nehmen wir hier das “flüssige Gold” einmal zusammen genau unter die Lupe.

Keine Frage, Ihr habt nicht nur ein Faible für ganzheitlich nachhaltige Naturkosmetik, sondern geht den Dingen gerne auf den Grund. Vor allem die großen Themen rund um kostbares Palmöl in Naturkosmetikprodukten brennen Euch schon lange unter den Nägeln. Um Euch dazu unsere ehrliche, offene Einschätzung zu geben, wollen wir hier einmal ausführlich Eure Fragen beantworten – mit allen Haken und Ösen. Denn eines sei vorab gesagt:

Der Beziehungsstatus mit Palmöl ist kompliziert!

Es ist ein offenes Geheimnis: Eure großen Fragezeichen treiben uns seit langem an. Genauer gesagt seit 40 Jahren. Als Bio-Pioniere der ersten Stunde haben wir uns seither auf immer neue Pfade begeben, um unsere Rezepturen nach allen Regeln der Kosmetikkunst nachhaltig und umweltschonend zu kreieren, zu verfeinern und zu produzieren. So übernehmen wir die soziale und ökologische Verantwortung, Euch mit Naturkosmetik in lupenreiner Qualität zu versorgen.

Ihr fragt – wir antworten

Die Palmöl-Frage könnte allerdings komplexer nicht sein. Nachhaltiges Palmöl – gibt’s das? Palmölfreie Kosmetik – geht das? Und was macht das unscheinbare “flüssige Gold” noch immer in Shampoos, Reinigungs- und Duschgels?

Freund*innen nachhaltiger Naturkosmetik, es ist Zeit, unsere Erkenntnisse zum diesem kosmetischen Inhaltsstoff einmal mit euch zu teilen! Warum hat er überhaupt einen derart prominenten Platz auf der Liste der INCIs eingenommen? Oder kurzgesagt:

Worum geht’s?

Palmöl ist ein natürliches, reines Pflanzenöl, gepresst aus der Frucht der Ölpalme. Aus den Fruchtkernen wird das Palmkernöl gewonnen. Beide finden oftmals in ganz unterschiedlichen Industrien vielseitig Verwendung – allen voran in Lebensmitteln und Kosmetika, in Kerzen, über Strom- und Wärmeenergie bis hin zu sogenanntem „Biosprit“ anstelle von Erdöl.

Eine derart hohe Nachfrage führt bei natürlichen Rohstoffen unweigerlich zu massiven ökologischen Problemen. So wurde der Anbau der Ölpalme von den Ursprungsgebieten in Westafrika und Teilen Südamerikas um den ganzen Äquator herum ausgeweitet, überwiegend auf südostarische Plantagen. Davon betroffen ist eines der sensibelsten Ökosysteme der Erde: Der Regenwald. So ist Palmölanbau der Hauptgrund für Regenwaldrohdung, was die unmittelbare Verdrängung der Tier- und Pflanzenwelt sowie weiteres Artensterben zur Folge hat – eine verheerende Bilanz für Natur und Umwelt weltweit.

Warum nutzen wir Palmöl als kosmetischen Inhaltsstoff?

Das Wichtigste vorab: Ja, wir setzen Palmöl in einigen unserer Produkte ein, und zwar überwiegend in Form von Derivaten. So transparent möchten wir sein und diese Information hier einmal offen mit euch teilen.

Aber was sind überhaupt Palmöl-Derivate? Das sind kosmetische Inhaltsstoffe, zu deren Produktion unter anderem Palmöl eingesetzt wird. Weil sie insofern palmölbasiert sind, fallen diese Derivate unter die Palmöl-Erzeugnisse. So dienen die natürlichen Fettsäuren des Palmöls bzw. Palmkernöls in kosmetischen Produkten wie unseren vor allem einem Zweck: Der Herstellung von Zuckertensiden und Fettalkoholen.

Was, wie, wo – Palmöl in unseren Rezepturen

In unseren Rezepturen machen sich diese unscheinbaren Tausendsassas frisch ans Werk. Während Fettalkohole dabei helfen, nicht-mischbare Inhaltsstoffe dauerhaft zu einer Emulsion verbinden, befreien Tenside als waschaktive Stoffe Haut und Haar sauber und gründlich von allerlei Schmutz. Daher sind Palmöl-Derivate vornehmlich Bestandteil unserer Shampoos, Dusch- und Reinigungsgels – mit einer Ausnahme: unserer Hands and More Calendula Handseife! Hier ist uns ein Clou in Sachen palmölfreie Rezeptur geglückt. Aber dazu lest ihr unten mehr.

Auch in jedem Seifenstück sorgt Palm- und Palmkernöl für saubere, frisch gewaschene Hände – wie in unserer festen Seife. Konkret verbirgt hinter den Inhaltsstoffen Sodium Palmate und Sodium Palm Kernelate bei uns nachhaltig gewonnenes Bio-Palm- bzw. Palmkernöl.

Im Gegensatz zu den sehr kostengünstig herzustellenden, konventionellen Tensiden und Emulgatoren auf Erdöl- oder PEG-Basis liegt der große Vorteil von wertvollem Bio-Palmöl und hochpreisigen Zuckertensiden in ihrer Natur. Sie sind ein rein pflanzlicher, nachwachsender Rohstoff mit hohem Ertrag, und damit ideal für feinste naturkosmetische Produkte wie unsere.

Wo kommen unsere Palmöl-Erzeugnisse her?

Alle auf Palmöl basierenden Inhaltsstoffe beziehen wir von Herstellern, die ausschließlich bei RSPO-Mitgliedern einkaufen. Seit 2004 versucht der Roundtable on Sustainable Palm Oil – der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl, kurz RSPO – auf Initiative des WWF hin nachhaltige Anbaumethoden zu fördern und durch Auflagen die Umweltschädigung zu begrenzen.

Entsprechend den Vorgaben des RSPO gilt: Für die von i+m gekauften Zuckertenside und Fettalkohole wird aktuell so viel Palmöl aus nachhaltigem Anbau verwendet, wie auf dem Markt verfügbar ist. Komplett nachhaltiges Palmöl, das der RSPO als 100% nachhaltigen Ursprungs zertifiziert, ist allerdings noch immer eine große Ausnahme. Warum? Es ist heute noch nicht durchgängig in ausreichenden Mengen zu erhalten. Daher greifen auch die RSPO-zertifizierten Hersteller bei Bedarf auf nicht-zertifiziertes Palmöl zurück. Die Kriterien des RSPO stellen dementsprechend kein Öko-Label dar, sondern vielmehr eine Mindestanforderung. So beziehen wir palmölbasierte Rohstoffe zumeist in Mass Balance Qualität. Sie stellt sicher, dass für zertifiziertes und nicht-zertifiziertes Palmöl ein bestimmtes Mengenverhältnis eingehalten werden muss.

Für unsere Feste Seife verwenden wir bereits ausschließlich nach ökologischen Maßstäben gewonnenes, reines Bio-Palmöl aus Kolumbien – angebaut auf etablierten Plantagen in generationenlanger Familientradition. Die Seifenbasis wird bereits im Ursprungsland hergestellt, um den Erzeugern die Teilhabe an der ersten Wertschöpfung zu garantieren.

Hier wird auf traditionellen Anbauflächen allein nach ökologischen Maßstäben gewirtschaftet. Palmöl aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) ermöglicht insofern eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Bewirtschaftung der Flächen, die konventionellen Anbau eindämmen. Biologisch gewonnenes Palmöl macht allerdings weniger als 1% der weltweiten Anbaufläche aus.

Warum ist es so schwierig Palmöl als Inhaltsstoff in Naturkosmetik zu ersetzen?

In der Produktion können wir bislang auf diesen kosmetischen Inhaltsstoff nur insoweit verzichten, wie es alternative pflanzliche Rohstoffe gibt. Und diese sind extrem rar. Denn Palm-/kernöl ist ein besonders ertragreiches und sehr hitzebeständiges natürliches Pflanzenöl, das sich in dieser Hinsicht derzeit allein mit anderen tropischen Ölen oder Erdöl messen lassen kann. Alternative heimische Öle – wie Sonnenblumen- oder Rapsöl – benötigen vor allem wesentlich größere Anbauflächen für den gleichen Ertrag.

Gleichzeitig raten zahlreiche Experten für Umweltschutz, darunter auch der WWF, von einem kurzfristig umgesetzten Palmölboykott ab. Zu viele Länder sind auf dessen Export wirtschaftlich angewiesen und brauchen vor allem Begleitung im Veränderungsprozess und keine wirtschaftliche Krise. Das Fazit hier muss daher für alle Industrien, einschließlich der Kosmetikbranche vorrangig lauten: Bio-Palmöl durch feste, nachhaltige Strukturen zum weltweiten Standard machen!

Eine große, steigende Nachfrage nach Bio-Rohstoffen ist und bleibt einer der effektivsten Anreize für den Wandel von Produktionsbedingungen. Wir von i+m wollen ein Zeichen an die Wirtschaft senden, indem in unseren Rezepturen Bio- und RSPO zertifiziertes Palmöl in Mass Balance Qualität bewusst verwendet wird. Nur so können Agarflächen mit nachhaltigem Palmölanbau konkurrenzfähig werden – für einen Wertewandel in der Agrarkultur.

Palmölfrei dank der Kraft der Kokosnuss

Aber was ist mit pflanzlichen Alternativen, fragt ihr? Hier sind Pflanzenkraftauskenner*innen wie wir auf ihre Spürnasen angewiesen – und nach unermüdlicher Suche fündig geworden:

Mit unserer neuen Hands and More Calendula Handseife steigen wir erstmals auf Kokosnussöl als neuen Ausgangsrohstoff um!

Pflanzliche Tenside auf Kokosbasis säubern jetzt die Hände bis in die Fingerspitzen. Sie reinigen sie dabei sowohl effektiv, als auch schonend – und sind zudem biologisch abbaubar. Damit ist die Calendula Handseife nicht nur komplett palmölfrei. Vorteilhaft verpackt in unserer Family Size Calendula Handseife Nachfüllflasche aus Recyclingplastik ist sie vor allem gleich doppelt umweltfreundlich. Hoch die Flasche!

Unser langfristiges Ziel ist nun, unsere Rezepturen durch neue nachhaltige Alternativen zu optimieren und zu verfeinern – allen voran zunächst mit dem erfolgreich erprobten Kokosnussöl. Dessen Verwendung ist allerdings davon abhängig, in welchen Mengen kokosnussölbasierte Rohstoffe am Markt verfügbar sind und ob sie uns als milde Reiniger in neuen Rezepturen überzeugen können. Insofern müssen sich unsere Shampoos, Dusch- und Reinigungsgele noch ein wenig gedulden, bis sie alle in neuer (Kokosnuss-)Schale durch und durch palmölfrei glänzen können.

Aber damit nicht genug: Wir sind immer auf der Suche nach Innovationen aus den Weiten der Biotechnolgie. So können bereits heute durch organische Verbindungen aus Enzymen natürliche Ersatzstoffe für pflanzliche Rohstoffe hergestellt werden.

Insofern heißt es einmal mehr: Dranbleiben! Wir halten Euch auf dem Laufenden.


Schlagwörter: , , , , , , , , , , , ,


Kommentar verfassen

Ihr Kommentar wird von einem Moderator überprüft, bevor er auf der Website erscheint.