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Cecilia wohnt im i+m Waisenhaus in Sambia

Fair, Spenden, Inside i+m

Artikel von Sylke am 6. März 2019

Die versierte Wortjongleurin mit Berliner Schnäuzchen bloggt seit vielen Jahren – am liebsten zu den Themen Nachhaltigkeit, Feminismus und New Work.

Neues aus Sambia: Das i+m Frauenhaus wurde u.a. um ein Waisenhaus erweitert! Cecilia ist als Erste dort eingezogen, und hier erfahrt Ihr ihre Geschichte.

Das i+m Waisenhaus

Der Aufenthalt im i+m Frauenhaus ist eigentlich auf durchschnittlich drei Monate begrenzt. Doch nicht für alle Frauen kann eine langfristige Perspektive für die Zeit danach gefunden werden. Sie haben Nichts und Niemanden, sind häufig an Aids erkrankt. Die Rückkehr zu Mann oder Vater würde nur die Fortsetzung von Gewalt bedeuten und ist damit keine Option.

Für diese Frauen ist nun das i+m Waisenhaus eine Alternative. Es bietet 20 Personen Platz. Dort bringen sie sich langfristig aktiv in die Frauenhausgemeinschaft ein und können auch das Bildungsangebot des Frauenhauses nutzen. Cecilia ist die erste Bewohnerin des i+m Waisenhauses.

Bernhard, unser Frauenhausbeauftragter, hat mit der jungen starken Frau ein Video-Interview geführt bei seinem kürzlichen Besuch in Sambia.

Cecilias Geschichte

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Cecilia sollte von ihrem Vater mit 16 an einen 36-jährigen reichen Mann zwangsverheiratet werden. In Sambia bezahlt der zukünftige Ehemann in der Regel noch Geld an den Brautvater. Deshalb ist die Vermählung der Tochter bis heute ein einträgliches Geschäft für viele Väter.

Ein Grund für viele Familien eher die Söhne als die Töchter zur Schule zu schicken ist, dass diese oft sehr jung verheiratet werden. Oft schon mit 13 oder 14, was theoretisch illegal in Sambia ist.

Parallele Rechtssysteme

Doch es existieren zwei Rechtssysteme parallel in Sambia: das traditionelle Recht, das von Stamm zu Stamm unterschiedlich sein kann und das allgemein offizielle, das sogenannte Englische Recht.
Im Gegensatz zum Englischen erlaubt das traditionelle Recht beispielsweise die Heirat eines minderjährigen Mädchens – ebenso wie die Polygamie (Vielweiberei). Der Ehemann kann sich aussuchen, nach welchem Recht er zu heiraten gedenkt.

Cecilia widersetzte sich der Zwangsehe und dem Willen ihres Vaters. Daraufhin bedrohte er sie und missbrauchte sie sexuell. Sie floh aus dem Elternhaus auf die Straße, um unter Brücken zu leben. Das ist vor allem für Mädchen und Frauen sehr gefährlich und oft können sie dort überhaupt nur durch Prostitution überleben.

Letzte Zuflucht Frauenhaus

Nach 2 Monaten fand ihre Schwester Cecilia und brachte sie bei sich unter. Schon bald forderte der Ehemann der Schwester ebenfalls sexuelle Dienste von ihr. Sie verweigerte sich und floh wieder auf die Strasse. Als sie auch dort in sexuelle Bedrängnis geriet, brachte die Polizei sie ins i+m Frauenhaus.

Seit bekannt ist, dass von Gewalt betroffene Frauen Zuflucht und Schutz im Frauenhaus finden, ist die Polizei handlungsfähig und kooperiert mit uns. Cecilia kann und will nicht mehr zurück und hat niemanden, zu dem sie gehen könnte.

Inzwischen ist Cecilia 20 und sie möchte in einem Jahr die Schule mit Abitur abschließen. Ihr Traum ist es, danach einen Beruf zu erlernen oder zu Studieren, um anderen Frauen in Not zu helfen.
Bernhard hat uns außerdem folgende Begebenheit berichtet:

Gemeinsam sind wir stark

Mit unserem Kooperationspartner Joachim Deinert und seinem Ein Haus für Kinder, konnten wir vor einigen Wochen die neue Schule in Kabwe eröffnen – für die Kinder aus dem Frauenhaus und die Dorfkinder.

Zur Eröffnungsfeier der neuen Schule hielt Cecilia eine sehr berührende Rede, in der sie allen ihre Geschichte erzählte. Im Anschluss daran forderte sie alle Frauen auf, an sich und an die eigene Kraft zu glauben, zusammenzuhalten und sich gemeinsam für eine bessere Zukunft einzusetzen!

Davon tief beeindruckt, stand der Bürgermeister von Kabwe auf und sagte, sie sei ein leuchtendes Vorbild einer kraftvollen Frau. Genau das brauche das Land und deswegen sichere er ihr ein staatliches Stipendium zu. Vor Überwältigung weinte Cecilia und beinahe alle Zuhörer im Saal mit ihr.

Dank an Euch!

Wir hatten ebenfalls unerhört viel Feuchtigkeit in den Augenrändern, als Bernhard uns davon erzählte. Und wir wollten Euch Cecilia vorstellen, damit ihr sehen könnt, was wir mit Eurer Hilfe in Sambia bewirken können. Ohne Eure Unterstützung wäre das nicht möglich. An dieser Stelle ein von Herzen kommendes Dankeschön an Euch vom ganzen i+m Team!


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